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Familie, Arbeit & soziale Folgen der Alkoholsucht
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In Familien, die von Alkoholabhängigkeit betroffen sind, bilden
sich im Laufe der Zeit typische Muster des Umgangs miteinander aus,
die die Sucht weiter fördern und alle Beteiligten emotional stark
belasten. Schließlich dreht sich alles um das Alkoholproblem bzw.
um die Sorgen und Nöte des Alkoholikers. Partner
und Kinder werden
dabei häufig einem starken Druck ausgesetzt, der zu Persönlichkeitsveränderungen, psychischen
Problemen und emotionalen sowie körperlichen Schäden führen
kann. Häufig verschlechtert sich die wirtschaftliche Situation
durch die Ausgaben für Alkohol und oft auch durch den Verlust des
Arbeitsplatzes
des Süchtigen und evtl. auch des Partners (wegen Depressionen,
'Burnout' und psychosomatischen Erkrankungen).
Einige typische Entwicklungen und Auswege aus der Situation möchten
wir im Folgenden darstellen, wobei natürlich jede Familie
vor ganz individuellen Problemen steht und die beschriebenen Abläufe
nur Anhaltspunkte sein können. Hier finden Sie dann auch
Links zu Beratungsstellen sowie
Fachliteratur.
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Entwicklungen in von Alkoholabhängigkeit betroffenen Familien
+++ Zu Beginn: Verkennung der Tatsachen
Sehr lange wird die Alkoholabhängigkeit nicht als Ursache für
die Zunahme der Probleme erkannt; immer ist etwas oder jemand anderes
verantwortlich. (Siehe auch: Erklärungsmuster)
+++ Negative Veränderung der gesamten Familienstruktur
Viele Alkoholabhängige verändern sich stark im Laufe ihrer
'Trinkerlaufbahn'. Da ihr zentrales Interesse in der Beschaffung und
dem Konsum von Alkohol besteht, ziehen sie sich mehr und mehr aus
dem Familienleben zurück (siehe auch: "Kritische
Phase"). Frühere Interessen und gemeinsame Aktivitäten
verlieren stark an Bedeutung. Stimmungsumschwünge, Aggressionen,
unberechenbares Verhalten und eine scheinbar grundlose Mürrischkeit
und Reizbarkeit führen zu Irritationen und rufen bei den anderen
Familienmitgliedern Reaktionen hervor, die zum ungesunden Ritual werden
(Streitereien, Vorwürfe, Schweigen, Schuldgefühle, Misstrauen...)
Viele Alkoholiker sind ja gerade dann besonders 'unleidlich' und aggressiv,
wenn sie nichts getrunken haben; das verführt ihre Angehörigen
am Anfang unter Umständen sogar dazu, sie zum Trinken zu animieren.
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Alle Beteiligten nehmen in diesem Dilemma bestimmte Funktionen und
Rollen ein, die die Situation meist noch verschlimmern. So führt zum Beispiel
die ständige Fürsorge für den Abhängigen oft dazu,
dass die Kinder nur noch die
'zweite Geige' spielen, und dass der nicht-abhängige Partner
chronisch überfordert ist.
Die ständigen Reibereien und der typische 'Kleinkrieg' zermürben
alle Beteiligten und bieten dem Alkoholabhängigen oft noch einen
guten 'Grund',
sich zu betrinken. Trennung und Scheidung stehen oft am Ende dieser
Entwicklung; gelingt die Abgrenzung jedoch nicht, entstehen häufig
auch ungesunde Formen der gegenseitigen Abhängigkeit.
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+++ Ungesunde Abhängigkeiten
Viele Partner Alkoholkranker entwickeln Verhaltensmuster, die man
unter dem Begriff 'Coabhängigkeit' zusammenfassen kann. Zu
diesem Thema lesen Sie bitte unseren umfangreichen
Artikel. Die Fürsorge für einen Kranken - und das Gefühl,
'gebraucht zu werden' - kann dem Leben einen Sinn geben und eine gewisse
Befriedigung verschaffen, die mancher nicht mehr missen möchte.
Die daraus resultierende Intimität wird durch 'Außenstehende'
subjektiv bedroht, so dass einige Partner Alkoholabhängiger die
soziale Isolierung der Familie (durch Rückzug und 'Vergraulen'
von kritischen oder fürsorglichen Freunden) bewusst oder unbewusst
selbst vorantreiben. Dadurch entsteht ein ungesunder Mikrokosmos suchtbezogener
Rituale, in dem Abhängigkeit und Selbstzerstörung bestens
gedeihen können.
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+++ Unauflösbare Verschmelzung
Häufig sind die Gefühle der Familienmitglieder unlösbar
mit der aktuellen Befindlichkeit und dem Verhalten des Alkoholkranken
verbunden. Geht es ihm gut, ist er entspannt und zugänglich,
atmen alle auf; betrinkt er sich, wird reizbar, aggressiv und ungerecht,
dominieren Furcht, Wut und Verzweiflung das Familienleben. Statt zu
agieren, bleibt den Familienmitgliedern nur die Reaktion; und selbst
autark erscheinende Entscheidungen sind praktisch 'fremdbestimmt'.
So ist das Leben aller unauflösbar an das das Abhängigen
gebunden, so dass eigene Ziele und Wünsche mehr und mehr verschwimmen.
"Wenn er nicht trinken würde, könnte ich...";
"Letzte Woche ging es uns so gut, da war er wieder ganz der Alte"
etc...
Durch seine Hilfsbedürftigkeit dominiert der Alkoholkranke das
gesamte Familienleben; in seiner Schwäche wird er zum zentralen
Punkt, um den alles rotiert.
+++ Persönlichkeitswandel, Selbstaufgabe und Depression
Da eigenständiges Handeln durch die anhaltende Sorge um den
Alkoholkranken nur bedingt möglich und gutes Zureden fruchtlos
ist, erscheint eine Rückkehr zum 'normalen' Leben zunehmend unrealistisch.
Viele Partner resignieren, finden sich mit der Situation ab und versinken
in Depressionen. Freunde und Interessen werden aufgegeben, weil die
Kraft dafür fehlt, und weil sie scheinbar nicht mehr 'ins Konzept
passen'. Oft werden Aggressionen, die zu Hause nicht ausgelebt werden
können, bei Freunden und Kollegen 'abgeladen', was die soziale
Isolation noch weiter verstärkt.
Zusätzliche emotionale Belastungen sind die Scham angesichts
der Entgleisungen des Partners sowie die Schuldgefühle, die aus
der Annahme resultieren, etwas falsch gemacht zu haben. Viele Angehörige
fühlen sich für das Trinken des Partners verantwortlich
und betrachten jeden Exzess oder Rückfall als persönliche
Niederlage. Oft werden sie in dieser Annahme nicht nur durch den Alkoholkranken
bestätigt - der einen Sündenbock sucht -, sondern auch durch Freunde,
Ärzte und Suchthelfer. Dadurch sinkt das Selbstwertgefühl
noch weiter. Die Situation erscheint zunehmend ausweglos, eine Flucht
unmöglich.
Da Interessen und Freunde oft nicht mehr verfügbar sind, bliebe
den Partnern von Abhängigen (in ihrem subjektiven Verständnis)
gar nichts mehr, wenn sie sich abwenden würden. Kampf und Verluste
wären dann 'umsonst' gewesen, die Jahre 'verschenkt'. Deshalb
bleiben viele Angehörige länger 'bei der Stange', als sie
sollten. Depressionen, psychosomatische Erkrankungen, eigene Drogen-,
Medikamenten- oder Alkoholabhängigkeit und - in schweren Fällen
- auch Suizid sind oft die traurige Folge dieser Entwicklung.
Anlaufstellen für Partner und Angehörige
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+++ Umstellung des Tagesplans auf die Bedürfnisse des Trinkers
+++ Hoffnung und Desillusionierung
Vielen Angehörigen wird lange nicht klar, dass ihr Partner nicht
aus Willensschwäche trinkt, sondern ab einem gewissen Stadium
(ohne Entzugsbehandlung)
gar nicht mehr anders kann. Selbst der Alkoholkranke glaubt lange
Zeit, sich 'beherrschen' zu können. Er gibt Versprechungen ab
im festen Glauben, mit dem Trinken aufhören zu können. Die
Familie atmet auf, der Frieden kehrt für eine gewisse Zeit wieder
ein, und der Urzustand scheint wiederherstellbar. Doch bald schon
wird das Verlangen
nach 'Nachschub' beim Alkoholabhängigen wieder zu stark, und
er beginnt erneut zu trinken. Wut, Enttäuschungen, Sorgen, Ängste
und Scham stellen sich aufs Neue ein bei denen, die hilflos zusehen
müssen. Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht sind auf Dauer aber nicht
zu ertragen, weshalb den nächsten Beteuerungen wieder Glauben
geschenkt wird... und so weiter, und so fort.
Wird schließlich klar, dass Versprechungen immer wieder gebrochen
werden (müssen), breitet sich in der Regel eine lähmende
Resignation auf beiden Seiten aus. Die Lösung innerfamiliärer
Konflikte wird dann häufig gar nicht mehr angestrebt, worunter
zuerst und vor allem die Kinder
leiden.
+++ Harmoniesucht und Kommunikationsstau
Um Eskalationen aus dem Wege zu gehen (zum Schutz der Kinder, der
Beziehung und des lieben Friedens) werden Probleme zunehmend 'unter
den Teppich gekehrt'. Keiner sagt mehr, was er fühlt, und die
Entfremdung schreitet unaufhörlich voran. Der Alkoholabhängige
ist meist so sehr mit seinem eigenen Dilemma beschäftigt ('alkoholischer
Egoismus'), dass er für die Nöte seiner Umgebung nicht aufnahmefähig
ist. Die Angehörigen haben dagegen entweder Angst vor verbalen
oder gar tätlichen Attacken, gehen davon aus, ohnehin nicht gehört
zu werden, oder wollen nicht dazu beitragen, den Abhängigen noch
seltener zu Gesicht zu bekommen, weil er vor dem 'Stress' zu Gleichgesinnten
flüchtet. Oft fürchten sie auch, durch 'Aufmucken' den nächsten
Alkoholexzess zu provozieren. Leider ist auch das persönliche
Umfeld oft der Meinung, dass der Alkoholkranke 'geschont' werden muss.
+++ Leere Drohungen und Inkonsequenz
Oft erscheint die Drohung, sich zu trennen, als letztes und stärkstes
Mittel, eine Verhaltensänderung zu erreichen oder endlich wieder
einmal wahrgenommen zu werden. Für eine gewisse Zeit mag das
auch von Erfolg gekrönt sein; wird die Drohung aber mehrmals
nicht oder nur zeitweilig in die Tat umgesetzt, verliert sie ihre
Glaubwürdigkeit. Häufig kehren Angehörige wider besseren
Wissens zurück, weil sie fürchten, dass ihr süchtiger
Partner (noch weiter) 'abrutscht' oder sich etwas antut. Gewissen,
Liebe, Zorn und Pflichtgefühl kämpfen ständig miteinander,
und die Umwelt übt meist zusätzlichen Druck aus. Viele Betroffene
hoffen bis zuletzt, ihren Partner wieder in den 'Ausgangs'-Zustand
manövrieren zu können, wenn sie nur die richtige Strategie
umsetzen oder das richtige Zauber- oder Machtwort sprechen. Diese
Hoffnung ist jedoch illusorisch, weil der Süchtige selbst unter
Zwang handelt, und weil in punkto Alkohol sein freier Wille auf verlorenem
Posten steht.
+++ Scham und Rückzug
Der einst so souveräne, jetzt abhängige Partner macht sich
in der Öffentlichkeit zunehmend zum Gespött; er lärmt,
wird aggressiv, verdirbt die Stimmung durch unpassendes Auftreten.
Um weiteren peinlichen Entgleisungen vorzubeugen, werden Einladungen
abgesagt, Reisen auf unbestimmte Zeit verschoben, einst geschätzte
Freizeitaktivitäten aufgegeben. Freunde bleiben weg, die soziale
Isolation nimmt zu, und bald hängt man nur noch rat- und ziellos
'aufeinander' oder geht getrennter Wege.
Mit den Freunden verschwinden oft die letzten Ansprechpartner, die
in Krisensituationen Unterstützung leisten könnten, so dass
die zunehmenden Depressionen
und Krankheiten allein gemeistert werden müssen.
+++ Vertuschung
Um eben jener sozialen Isolation vorzubeugen, wird die Trunksucht
des Partners oft so lange wie möglich vor Freunden und Bekannten
geheimgehalten. Diese 'Vertuschung' ist eines der wichtigsten Merkmale
coabhängigen Verhaltens. Das Wahren einer
makellosen Fassade schließt oft das Lügen für den
Partner mit ein; er wird nach einer durchzechten Nacht auf Arbeit
entschuldigt, Trinkexzesse werden durch "private Tragödien"
gerechtfertigt, und manchmal übernimmt der Angehörige sogar
die Beschaffung der Alkoholvorräte, um dem Partner peinliche
Fragen zu ersparen. All das trägt zur Vertiefung der Sucht bei.
+++ Gewalt und Aggressionen
Einige Alkoholkranke neigen zu Gewaltausbrüchen im Rausch. Ein
Großteil der Straftaten im familiären Umfeld (v.a. Prügeleien
und Vergewaltigungen) geht auf den Einfluss von Alkohol zurück.
Aber auch verbale Attacken können Angst und Schrecken verbreiten;
sie schaffen eine Kultur der Angst und der Unsicherheit, die über
kurz oder lang zur emotionalen Zerrüttung aller Betroffenen führt.
Depressionen und Ängste
bei Partnern
und Kindern
müssen ebenso intensiv behandelt werden wie die Alkoholerkrankung
selbst!
Anlaufstellen für Partner und Angehörige
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+++ Finanzielle Schwierigkeiten
Nicht nur die Ausgaben für die Bevorratung mit Alkohol treiben
manche Familie an den Rand des Ruins; auch Arbeitslosigkeit und vorzeitige
Berentung (des Alkoholkranken wie auch des coabhängigen Partners)
fordern ihren Tribut.
+++ Veränderte Rollenverteilung
Oftmals verliert die Familie durch den Rückzug des süchtigen
Elternteils eine wichtige Stütze. Der Partner ist mit wirtschaftlichen
Problemen, Organisatorischem, Geldbeschaffung, Kindererziehung und
'Krankenpflege' meist ganz auf sich gestellt. Die Kinder
verlieren einen wichtigen Ansprechpartner und bekommen auch vom nicht-trinkenden
Elternteil häufig weniger Zuwendung, was sich langfristig negativ
auf ihre Entwicklung auswirken kann. Für den Hauptträger
dieser Lasten scheint es nach einiger Zeit gar nicht mehr möglich,
seinen Verpflichtungen den Rücken zu kehren und sich nur noch
um die eigenen Interessen zu kümmern, weil hinter ihm alles zusammenbrechen
würde. Zumindest bekommt er das vom Partner und häufig auch
von Freunden so suggeriert, auch wenn andere Wege vielleicht durchaus
gangbar wären (Kur, Trennung, stationärer Entzug, Pflegemutter
usw.)
Mehr Informationen
für Freunde und Angehörige »
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Hilfe für Partner und Angehörige
+++ Welche Probleme haben die Angehörigen Alkoholkranker?
Die Abhängigkeit eines nahen Verwandten mit ihren vielfältigen
negativen Folgen kann auch den Stärksten seelisch und körperlich
so zerrütten, dass er professionelle Hilfe braucht. Leider werden
die mit diesem Problemfeld assoziierten Krankheiten bis heute in der
Regel noch stark unterschätzt. Gerade Allgemeinmediziner behandeln
oft nur die Symptome der psychosomatischen Erkrankungen, mit denen
Angehörige zu kämpfen haben - Bluthochdruck, Kreislaufbeschwerden,
Herzprobleme, Schlafstörungen, Panikattacken, Schmerzen aller
Art - statt den Ursachen (etwa einer Depression)
zu Leibe zu rücken.
Leider leisten selbst Suchtberatungsstellen
die Betreuung Angehöriger oft nur in sehr geringem Umfang. Auch
die Krankenkassen erstatten die Ausgaben für Kuren und umfangreiche
Therapien oft nur für den Alkoholkranken, nicht aber für
Partner und Kinder, obwohl sie beides vielleicht ebenso nötig
haben. Schließlich ist die Rate schwerer Depressionen bis hin
zum Suizid bei Angehörigen Suchtkranker erschreckend hoch!
Partner und Angehörige Abhängiger dürfen mit ihren
Problemen nicht alleingelassen werden. Wenn die örtliche Suchtberatungsstelle
kein 'offenes Ohr' hat, können Familienberatungsstellen, Psychotherapeuten
(Suchterfahrung vorher abklären!) und nicht zuletzt Selbsthilfegruppen
eine wichtige Unterstützung leisten. Dabei ist es nicht immer
von Vorteil, wenn Partner und Alkoholkranke denselben Ansprechpartner
haben, da der Kleinkrieg sonst auf einer anderen Ebene fortgesetzt
wird. Dennoch ist es wichtig, dem Angehörigen die Gelegenheit
zu geben, auch mit dem Suchtberater/Sozialarbeiter des Suchtkranken
zu sprechen, damit er die eigene Perspektive einbringen kann (Alkoholiker
neigen ja dazu, die Realität leicht verzerrt zu erleben bzw.
darzustellen).
Anlaufstellen für Partner und Angehörige
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Nicht nur die Freunde des Alkoholabhängigen, sondern oft auch
Ärzte und Suchthelfer stempeln den Partner als dominierende oder
labile Persönlichkeit ab, die mit ihrer Fürsorge nur ihre
eigenen Bedürfnisse befriedigen möchte. Sie gehen dabei
davon aus, dass der coabhängige
Partner den Süchtigen zur Stärkung seines eigenen Selbstwertgefühls
und zum Beheben eigener Defizite benötigt.
Dabei ist statistisch bewiesen, dass die meisten Partner von Süchtigen
am Anfang der Beziehung durchaus keine nennenswerten psychischen Probleme
oder gar Störungen hatten. Erst im Zuge der zunehmenden Abhängigkeit
entwickeln einige von ihnen Verhaltensmuster, die ihnen selbst und
indirekt auch dem Süchtigen schaden. Ein weiteres Problem besteht
darin, dass Angehörige oft per se als 'coabhängig'
klassifiziert werden, auch wenn sie das dafür typische Verhalten
gar nicht an den Tag legen. Wer es längere Zeit mit einem Alkoholabhängigen
aushält, kann ja quasi nicht 'normal' sein. Das geht soweit,
dass Anrufern bei fiktiven Erstgesprächen mit Al-Anon (Eigenrecherche)
die Diagnose 'Coabhängigkeit' regelrecht aufgedrängt wird,
auch wenn sie eindeutig keines der Kriterien
für diese Erkrankung erfüllen.
Wahr ist: Angehörige zeigen bei den ersten therapeutischen Gesprächen
oft eine große emotionale Bandbreite von Ohnmacht über
Verärgerung, Wut, Zorn, Hass und Mordlust bis hin zu ausgeprägten
Kontrollzwängen und neurotischen Verhaltensmustern. Widerstände
auf Seiten des Therapeuten sind häufig eine (wenig hilfreiche)
Reaktion darauf. Emotionale 'Entgleisungen' sind aber nur das Resultat
einer langen, ungesunden und schmerzhaften Entwicklung, die dem Weg
in die Sucht durchaus ähnelt. Es ist daher nicht fair, den Alkoholabhängigen
als Opfer und den Partner als (suchtverstärkenden) Täter
anzusehen, da beide durch widrige Umstände ernsthaft erkrankt
sind.
Süchtiger und Partner müssen dementsprechend aus einer neutralen
Position, moralisch wertfrei und mit Empathie behandelt werden. Durch
Druck, Verurteilungen und Vorwürfe sinkt das ohnehin angeschlagene
Selbstvertrauen oft noch weiter, und der Selbstheilung wird jede Grundlage
entzogen. Viele Partner bekommen ja bereits vom Süchtigen ständig
suggeriert (und glauben es irgendwann), dass sie für sein Trinken
verantwortlich sind und alles nur noch schlimmer machen. Diese Sicht
der Dinge, die nicht wenige Therapeuten leider teilen und vermitteln,
ist jedoch von der Realität weit entfernt, denn jeder Erwachsene
ist - trotz widriger Umwelteinflüsse - für sein Handeln letztlich
ganz allein verantwortlich.
+++ Gruppen- und Familientherapie
Das oberste Ziel verhaltenstherapeutischer
Interventionen ist es, dass alle Betroffenen wieder konstruktiv miteinander
reden lernen. Nur durch das Ansprechen und gemeinsame Klären
von aktuellen Konflikten können negative Verhaltensmuster auf
Dauer aufgebrochen und beseitigt werden. Viele Abhängige sind
ja erst dann zu Entgiftungen oder Therapien bereit, wenn alles über
ihnen zusammenbricht und sicher Geglaubtes (z.B. der Familienzusammenhalt)
ernsthaft gefährdet erscheint. Eine innerfamiliäre Eskalation
kann einen solchen Primärimpuls liefern und wie ein Gewitter
reinigend wirken.
Wenn solche Bemühungen fehlschlagen, ist oft auch die Trennung
im Interesse aller ein Ausweg, der in Erwägung gezogen werden
sollte. Andernfalls müssen für die weitere Gestaltung der
Beziehung klare Ziele und Grenzen abgesteckt werden.
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Kinder
+++ Statistik
In Deutschland wird die Zahl der Kinder alkoholabhängiger Eltern
im Alter bis zu 18 Jahren auf 1,5 Millionen und die von alkoholmissbrauchenden
Eltern auf 2,5 Millionen geschätzt.
Kinder suchtkranker Eltern haben im Vergleich zu Kindern nicht suchtkranker
Eltern ein bis zu sechsfach höheres Risiko, selber abhängig
zu werden oder psychotrope Substanzen zu missbrauchen (Quelle: Klein u. Zobel 1997).
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+++ Entwicklungsstörungen durch Konflikte
Von Alkoholabhängigkeit geprägte Familien sind oft durch
Streitereien, Kommunikationslosigkeit und manchmal auch Gewalt
gekennzeichnet. Entweder geht jeder seiner Wege, oder die Familie
rückt besonders eng zusammen und schottet sich vor der Außenwelt
ab. Die chronische Anspannung aller wirkt sich vor allem auf die Kinder
entwicklungshemmend aus. Mindestens eine Bezugsperson ist emotional
instabil, und unberechenbare und unangemessene Reaktionen sind an
der Tagesordnung. Der nicht-trinkende Elternteil ist meist chronisch
überfordert und reagiert mit emotionalem Rückzug oder Aggressionen,
die im schlimmsten Fall die Kinder treffen. Angst, Scham und Hoffnungslosigkeit
lähmen jede Aktivität.
Ausgewählte
Fachliteratur zum Thema »
+++ Mangelnde Zuwendung und ein wenig kindgerechtes Leben
Wenn der Alkoholabhängige mit sich und der Partner vorwiegend
mit ihm beschäftigt ist, bleibt wenig Zeit und Aufmerksamkeit für
die Kinder. Oft werden sie entweder 'ausgeblendet', als kleine 'Erwachsene'
zu früh in die Verantwortung genommen oder zum Sündenbock
gestempelt. Im ehelichen Kleinkrieg sehen sie sich außerdem oft
gezwungen, eine Position einzunehmen; z.B. gegen den 'bösen' Säufer
oder die 'ewig nörgelnde' Mama.
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+++ Schon früh zu viel Verantwortung
Gegenüber Freunden müssen sie das familiäre Dilemma
oft verheimlichen, um nicht Schande über die Eltern zu bringen
und eine Zielscheibe für Hänseleien zu bieten. Trotz dieser
Vorsichtsmaßnahmen wächst die gesellschaftliche Isolation.
Aber auch den Eltern gegenüber dürfen sie ihre Gefühle
häufig nicht zeigen, weil das zu weiteren Eskalationen führen
könnte und alle der 'Schonung' bedürfen. So lernen sie schon
früh, mangels elterlicher Führung allein 'klarzukommen'
und ihre eigenen Bedürfnisse zurückzustellen. Da die Aussagen
der Eltern oft widersprüchlich sind (Trennung - Liebe, Vorwurf
- Nähe, Verwöhnung - Bestrafung), müssen sie sich ihr
eigenes Wertesystem 'bauen', was nicht immer gelingt.
Auf diese prekäre Situation reagieren die Kinder mit unterschiedlichen
Strategien - nach
Sharon Wegscheider:
1.) Sie versuchen den gestressten (und oft depressiven) Eltern Arbeit
abzunehmen, um sich eine Daseinsberechtigung im Familienkontext zu sichern.
Sie werden damit zur unerlässlichen Stütze und ziehen daraus
ihre emotionale Befriedigung. Solche Kinder werden zu früh erwachsen,
einzelgängerisch und entwickeln später oft einen ausgeprägten
Kontrollzwang und ein Helfersyndrom (nicht selten auch Magersucht).
Sie glauben, ständig etwas leisten zu müssen, um geliebt und
akzeptiert zu werden, sind aber andererseits nicht bereit, Hilfe und
Nähe anzunehmen, weil sie es gewohnt sind, alles allein zu regeln.
2.) Sie reagieren rebellisch und 'unangepasst', um wenigstens negative
Aufmerksamkeit zu erlangen. Das hat aber auch zur Folge, dass innerfamiliäre
Probleme auf des Kind abgewälzt werden können, das 'an allem
Schuld ist'. Das Risiko für eine eigene Alkoholabhängigkeit
ist später besonders hoch, da das Kind schon früh lernt, dass
abweichendes Verhalten Zuwendung garantiert.
3.) Sie versuchen sich 'aufzulösen' und sowenig wie möglich
als Individuum in Erscheinung zu treten, um nicht zur Zielscheibe
von Angriffen zu werden. Der Rückzug in eine Scheinwelt (Märchen,
Fantasy, später auch Alkohol-, Drogen- und andere Exzesse) bietet
die einzige Alternative zur als unerträglich erlebten Realität.
Viele dieser Kinder sind später unselbständig, unfähig,
auf Menschen zuzugehen und eigene Ziele zu entwickeln, und neigen
zu Einsamkeit, Depressionen und 'Gefühlsstau'.
4.) Kleinere Kinder, die die Situation noch nicht rational erfassen
können, reagieren auf die ständigen Spannugnen mit diffusen
Ängsten und somatischen Symptomen (Schlafstörungen, Hyperaktivität,
Entwicklungshemmungen).
+++ Lügen und Vertuschungen
Um die Kinder zu schonen, werden Probleme unter den Teppich gekehrt,
und viele Eltern möchten glauben, dass ihre Sprösslinge
von den innerfamiliären Spannungen nichts mitbekommen. Das ist
aber meist ein Trugschluss; Kinder sind empfänglicher für
'ungute Schwingungen', als man denkt. Das Klima der Lügen und
Vertuschungen geht auf sie über und wird ihr ganzes Leben beeinflussen.
+++ Dramatische Folgen
Typische Reaktionen auf das ungesunde Familienklima sind Aggressionen,
Lügen, Rückzug, Flucht, chronische Angst und psychosomatische
Störungen. Dramatische Leistungseinbrüche in der Schule
bis hin zur Aufgabe aller Aktivitäten (Schulschwänzen, Drogensucht
etc.) sind nicht selten. In schweren Fällen kommt es zu körperlichem
und psychischem Missbrauch, Gewalt, Verwahrlosung, Alkoholabhängigkeit,
Drogensucht und selbstzerstörerischen Tendenzen bis hin zum Suizid.
Kinder-
und Jugendtelefon: » 0800/111 0 333, Mo bis Fr 15.00 bis 19.00 Uhr.
Alateen »
Onlineberatung
und Tipps für Jugendliche »
Bist
Du stärker als Alkohol? »
+++ Eigene Suchtgefährdung
1.) Kinder alkoholabhängiger Eltern sind genetisch vorbelastet;
sie sind selbst in hohem Maße suchtgefährdet.
2.) Die aus den Lebensumständen resultierenden Belastungen tragen
weiterhin dazu bei, dass die Anfälligkeit für alle Arten
von Drogen als Mittel der 'Selbsttherapie'
steigt.
3.) Auch der 'Nachahmungsfaktor' ist nicht zu unterschätzen. Schließlich
hat auch der alkoholkranke Elternteil eine gewisse Vorbildfunktion und
erhält überdies ein hohes Maß an Zuwendung und Aufmerksamkeit,
was manchem begehrenswert erscheinen mag.
4.) Wenn andere Strategien der Problemlösung nicht gezielt eingeübt
werden, wird der Alkohol später das 'Mittel der Wahl' sein.
Ausgewählte
Links und Fachliteratur
zum Thema
+++ Mangelnde Selbstwahrnehmung
In den meisten von Abhängigkeit betroffenen Familien dreht sich
alles um die beiden 'Protagonisten', während den individuellen
Bedürfnissen des Kindes zu wenig Aufmerksamkeit zuteil wird.
Der Mangel an Reflexion durch die engsten Bezugspersonen (und der
resultierende Mangel an Selbstreflexion) führt häufig zu
Sprachlosigkeit, Kontaktsschwierigkeiten, sozialer Isolation und einer
wachsenden Introvertiertheit. Die Kinder kapseln sich ab, sprechen
nicht mehr über ihre Wünsche und Probleme und passen sich
allen Umständen soweit an, dass ihre Behandlungsbedürftigkeit
oft erst sehr spät (oder gar nicht) entdeckt wird.
Auch in ihren späteren zwischenmenschlichen Kontakten haben Kinder
Alkoholkranker häufig große Defizite: Sie haben nur wenige
oder sehr konfliktbeladene Beziehungen, können Nähe nicht
zulassen und sehnen sich gleichzeitig nach ihr (Borderline), werden
selbst (co)abhängig oder narzisstisch.
+++ Häufige Störungen
* Hyperaktivität, Leistungsabfall, Lernschwierigkeiten, Konzentrationsstörungen
* Auffälligkeiten in der sozialen Interaktion (Rückzug,
Aggressionen, Abgrenzungsschwierigkeiten, Neid...)
* Somatische Beschwerden (Schmerzen, Herzrasen etc.)
* Angst, Depressionen,
Komplexe, Posttraumatische Belastungsstörungen, ständige
Unruhe
* Trennungsangst; Angst, verlassen zu werden; Angst um die Eltern,
Abnabelungsschwierigkeiten, Schuldgefühle
* Geringes Selbstvertrauen, erlernte Hilflosigkeit, Durchsetzungsprobleme,
Unfähigkeit zu planen
* Innere Spaltung (Ambivalente Gefühle zwischen Verachtung und
Sorge)
* Körperliche und psychische Schäden durch Missbrauch,
Misshandlung und Vernachlässigung
* Burnout-Syndrom, Essstörungen, Selbstverletzungen
* Straffälligkeit, Alkohol- und Drogensucht, Coabhängigkeit
Ob und in welchem Ausmaß diese Probleme auftreten, hängt
sehr stark von der individuellen Familiensituation, von der Dauer
und Schwere der Alkoholabhängigkeit der Bezugsperson und vom
Alter und der Disposition des Kindes ab.
+++ Hilfe für die Kinder Alkoholabhängiger
Jeder Helfer, der mit einem Alkoholkranken in Kontakt tritt, sollte
sich auch über dessen Familienverhältnisse informieren. Schnelle,
langfristige und unbürokratische Hilfe muss vor allem die Kinder
erreichen, da sie den Spannungen im Haushalt meist völlig wehrlos
ausgeliefert sind. Das gilt auch und vor allem dann, wenn die alkoholkranke
Bezugsperson (und evtl. auch der coabhängige Partner) noch nicht
bereit ist, selbst professionelle Hilfe anzunehmen.
Kinder Alkoholkranker sind oft ständigen Hänseleien in
Kindergarten und Schule ausgesetzt. Lehrer und Erzieher müssen
gemeinsam darauf achten, dass Isolation und Stigmatisierung gar nicht
erst entstehen können. Mitschüler und Kollegen sollten über
die Krankheit Alkoholismus und ihre Folgen aufgeklärt werden,
um einen rationalen Umgang damit zu gewährleisten. Die Aufgabe
des Therapeuten ist es dann, das (häufig angeschlagene) Selbstwertgefühl
des Kindes zu stärken und ihm Strategien an die Hand zu geben,
sich gegen Angriffe und belastende Situationen zu schützen und
zu wehren.
Mögliche und wichtige Hilfsangebote sind:
* Therapeutische Einzelsitzungen mit dem Kind
* Gruppenarbeit mit dem Kind und anderen Betroffenen
* Freizeitpädagogische Angebote für das Kind, Entspannungstraining,
Sport, Mutter-Kind-Kuren...
* Begleitende Elternarbeit
* Familien- und
Paartherapie
* Trennung des Kindes vom Elternhaus
(Aufnahme in Kinder- oder Jugendpsychiatrie, Heime, Pflegefamilien...)
nur in besonders schweren Fällen
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Alkoholprobleme am Arbeitsplatz
Leistungsschwankungen und Leistungsabnahme, häufige Kurzerkrankungen
sowie Fehlzeiten vor und/oder nach dem Wochenende können auf eine
mögliche Suchterkrankung des Mitarbeiters hindeuten. Bitte lesen
Sie dazu auch unseren Abschitt zum Thema 'Diagnose'.
Wie Sie als Kollege oder Arbeitgeber eine mögliche Alkoholabhängigkeit
eines Mitarbeiters erkennen können, und welche Schritte Sie einleiten
sollten, erfahren Sie in diesem Suchtleitfaden.
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Alkoholabhängigen oder -gefährdeten Arbeitnehmern sollten
von Seiten der Geschäftsleitung stets mehrere Chancen eingeräumt
werden, ihr Verhalten zu überdenken und professionelle Hilfe in
Anspruch zu nehmen, um ihr Suchtproblem in den Griff zu bekommen. Die
Zauberformel dabei lautet 'konstruktiver Druck'. Im Zentrum mehrerer
Gespräche zwischen Betroffenem, Betriebspsychologen, Sozialarbeitern
und Vorgesetzten sollten stehen:
* die durch das Trinken verursachten wirtschaftlichen Folgen
(Produktionsmängel, Verdienstausfälle durch Fehlzeiten...)
* die durch das Trinken verursachten Probleme im Kollektiv (Spannungen
durch Mehrarbeit, Entgleisungen, Gefährdung Anderer)
* mögliche Hilfsangebote (Therapien, Kuren...) sowie
* eventuelle disziplinarische Konsequenzen für den Fall, dass
Absprachen nicht eingehalten werden.
Bei allen Interventionsmaßnahmen ist jedoch Fingerspitzengefühl
gefragt. Laut Studien kann allein die Befürchtung, arbeitslos zu
werden, zu erhöhtem Konsum führen oder verhindern, dass der
Betroffene Behandlungsmaßnahmen in Angriff nimmt. Viele Arbeitnehmer
entscheiden sich nur deshalb so spät für Entwöhnungskuren,
weil sie befürchten, dass ihr Problem 'auffliegt', oder dass sie
wegen 'Fehlzeiten' entlassen werden.
Dabei können laut geltendem Arbeitsrecht von Seiten des Arbeitgebers
zwar Empfehlungen bezüglich möglicher Entwöhnungstherapien
ausgesprochen werden, der Arbeitnehmer darf von seiner Firma aber keinesfalls
zu solchen Maßnahmen gezwungen werden. Allerdings ist eine Kündigung
statthaft, wenn sich der Arbeitnehmer nicht zu Therapiemaßnahmen
bereiterklärt. Vereinbarungen bezüglich der weiteren Zusammenarbeit
sind in jedem Fall zulässig und wünschenswert.
Laut deutschem Arbeitsrecht muss der Arbeitnehmer auch keine Alkoholkontrollen
in Form von Atem- oder Bluttests über sich ergehen lassen.
Sollte es nötig sein, einen Mitarbeiter wegen seiner Suchtproblematik
und ihrer Folgen zu entlassen, muss nach erfolgreicher Behandlung immer
auch die Option auf Wiedereinstellung gegeben sein.
Wichtig sind in jedem Fall:
* eine frühe und konsequente Intervention, um gravierenden Folgen
vorzubeugen,
* Offenheit und Ehrlichkeit statt 'Deckeln' und Vertuschen sowie
* innerbetriebliche Aufklärung und Personalarbeit, um Vorurteile
und unproduktive Spannungen unter Kollegen abzubauen.
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Straffälligkeit
Alkohol enthemmt, macht aggressiv, senkt die Kritikfähigkeit sowie
die Fähigkeit zur situativ richtigen Einschätzung und verändert
die Persönlichkeit nachhaltig. Unter seinem Einfluss tun viele
Menschen Dinge, die sie im nüchternen Zustand oder vor ihrer Erkrankung
für inakzeptabel gehalten hätten.
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Zu den häufigsten Straftaten zählen in diesem Zusammenhang
Gewaltdelikte (oft gegen nahe Angehörige), Sexualstraftaten, Trunkenheit
am Steuer (oft mit Unfallfolge), Diebstahl, Sachbeschädigung, Beleidigung
und Widerstand gegen die Staatsgewalt.
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Sozialer Absturz und Obdachlosigkeit
Für manche Alkoholkranke endet die Sucht mit der Obdachlosigkeit.
Von Untersuchungen an Obdachlosen ist bekannt, dass sich darunter ein
hoher Anteil von Alkoholikern befindet, die es nicht geschafft haben,
sich vom Alkohol zu lösen, und die dadurch in eine Außenseiterrolle
geraten sind. Durch ihr fortgesetztes Trinken haben sie es schwer, auch
nur vorübergehend eine Unterkunft zu finden, da viele Obdachloseneinrichtungen
die Aufnahme von betrunkenen Nichtsesshaften ablehnen. Alkoholkranke
Obdachlose sind deshalb im Winter besonders gefährdet, sich durch
Erfrierungen schwere gesundheitliche Schäden zuzuziehen.
Quelle: Bundesvereinigung für Gesundheit e.V.,
i. A. des Bundesministeriums für Gesundheit
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