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Medikamente sind nur zur kurzzeitigen Unterstützung sinnvoll
Einige Medikamente - wie etwa
Campral®
und Antabus®
- lindern das Verlangen zu trinken, indem sie den Genuss von Alkohol
unattraktiv machen. Sie haben allerdings auch starke Nebenwirkungen,
und Antabus® kann bei gleichzeitiger Einnahme von Alkohol tödlich
wirken. Diese sogenannten 'Anti-Craving'-Substanzen sind daher nur unter
bestimmten Umständen und über einen begrenzten Zeitraum hinweg
einsetzbar.
Eine Medikamentengabe muss auf jeden Fall von einer
psychotherapeutischen
Behandlung begleitet werden, weil Alkoholismus niemals nur ein rein
'körperliches' Problem ist. Ohne die Veränderung suchtfördernder
Lebensgewohnheiten nützen die besten Medikamente nichts - im Gegenteil,
sie stellen für den Organismus eine zusätzliche starke Belastung
dar. Es kann darüber hinaus zu neuen Abhängigkeiten bzw. zur
Suchtverlagerung kommen.
Studien haben erwiesen, dass das reine Verlangen nach dem 'Stoff' als
Auslöser von Rückfällen eine wesentlich geringere Rolle
spielt als beispielsweise zwischenmenschliche Spannungen und andere
belastende Lebensumstände. Lesen Sie dazu auch unseren Beitrag
zum Thema Rückfall.
Medikamente gegen den 'Saufdruck' sind daher vor allem bei Menschen
mit einem stabilen sozialen Umfeld zur Unterstützung geeignet.
Bei gesellschaftlich isolierten Betroffenen ist das Risiko erneuten
Alkoholkonsums dagegen wesentlich höher, und die Behandlung mit Antabus®
stellt ein großes gesundheitliches Risiko dar.
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Medikamente gegen das Verlangen
+++ Campral® - unterdrückt den Wunsch zu trinken
Der Wirkstoff
Acamprosat
dämpft die Übererregbarkeit der Nervenzellen, die durch den
Botenstoff Glutamat ausgelöst wird, und verringert so während
des Entzuges das Verlangen nach Alkohol. Es wirkt direkt auf die an
der Abhängigkeit beteiligten Botenstoffe im Gehirn und lindert
somit das Verlangen zu trinken. Deshalb ist es ein probates Mittel,
um Rückfälle
nach dem Entzug zu
verhindern. Leider scheint der teure Wirkstoff jedoch nicht bei allen
Alkoholkranken zu wirken.
Häufige Nebenwirkungen sind: Durchfall, Bauchschmerzen, Übelkeit
und Erbrechen, Blähungen, Juckreiz, Hautausschlag, Verminderung der
Libido, Impotenz und Frigidität. Gelegentlich verstärkt sich die
Libido. Verwirrtheit und Schlafstörungen können ebenfalls auftreten.
Wie alle Anti-Craving-Medikamente sollte Acamprosat aber nur begleitend
zu anderen Therapien eingesetzt werden, die eine langfristige
Abstinenz
ohne Medikamentengabe unterstützen können.
+++ Antabus® - macht das Trinken unangenehm
ACHTUNG: SCHON GERINGSTE MENGEN VON ALKOHOL KÖNNEN IN VERBINDUNG
MIT ANTABUS TÖDLICH WIRKEN!
Der Wirkstoff Disulfiram
vermindert die Alkohol-Verträglichkeit. Wird während
oder bis zu einer Woche nach der Einnahme von Antabus® Alkohol
getrunken, kommt es zu Vergiftungserscheinungen wie Übelkeit,
Kreislaufstörungen, Angstzuständen, Hautrötungen,
Kopfschmerzen sowie Kältegefühl in den Extremitäten.
Diese Symptome treten auf, weil Antabus® den Abbau von Acetaldehyd
beeinträchtigt, das für den Kater nach dem Trinken verantwortlich
ist. Die gleichzeitige oder auch zeitversetzte Einnahme von Alkohol
und Antabus® produziert quasi einen besonders aggressiven
Kater und kann sogar zu lebensgefährlichen Zuständen
führen. Antabus® darf dem Patienten niemals ohne sein
Wissen und Einverständnis verabreicht werden!
Alle Lebensmittel, in denen Spuren von Alkohol sein könnten (wie
etwa in alkohol-'freiem' Bier), sind unbedingt zu meiden! Das gilt auch
für Cremes, Gels, Lippenstifte, Parfüm, Hustensäfte und Mundspülungen
mit Alkoholanteil. Selbst Senf, Essig und Dosenprodukte können
ein Problem sein. Auch ohne Alkoholkonsum hat Antabus® am Anfang
Nebenwirkungen wie ständige Müdigkeit und permanente Übelkeit
- das sollte aber jeder, der ernsthaft aufhören will, in Absprache
mit dem behandelnden Arzt in Kauf nehmen, weil das Medikament gerade
in der Anfangsphase der Abstinenz eine große Hilfe sein kann.
Externer
Forumsbeitrag zum Thema »
Antabus® wird in der Regel nur zu Beginn der Abstinenz während
des kontrollierten Entzugs eingesetzt, um Rückfällen vorzubeugen.
Trinken unter Antabus® macht keinen Spaß mehr und erleichtert
auf diese Weise das Aufhören. Das Medikament selbst ist jedoch
nicht geeignet, die Alkoholabhängigkeit zu heilen; schon nach kurzer
Zeit müssen gemeinsam mit dem Alkoholabhängigen andere Mittel
und Wege gefunden werden, um erneutes Trinken zu verhindern. Antabus®
dient also nur der Unterstützung einer mehrgleisigen Therapie
der Alkoholkrankheit mit anderen Mitteln und sollte auf keinen Fall
über längere Zeit (etwa mehrere Monate) eingenommen werden,
weil die Leber und andere Organe dadurch stark in Mitleidenschaft gezogen
werden. Es bestehen Wechselwirkungen mit vielen Medikamenten. So wird
zum Beispiel die Wirkung von
Benzodiazepinen
(Beruhigungsmitteln, v.a. Diazepam und Chlordiazepoxid) verstärkt,
und im Zusammenhang mit
Isoniazid
und Metronidazol
(Antibiotika) treten u.U. Psychosen auf.
Folgende Voraussetzungen sollten erfüllt sein, um eine Antabus®-Behandlung
zu beginnen:
* der Patient hat ein intaktes gesellschaftliches Umfeld (Partner,
Freunde, Arbeit...),
* eine regelmäßige Einnahme ist garantiert (gute 'Compliance'),
* es liegen keine suizidalen oder selbstzerstörerischen Tendenzen
vor (Gefahr des Suizids mit Hilfe von Antabus® durch Atemnot und
Herzversagen!) und
* der Betroffene nimmt keine anderen Medikamente ein, die mit Disulfiram
schädliche Wechselwirkungen eingehen.
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Medikamente gegen die Symptome des Entzugs
+++ Distraneurin® - wirkt gegen Entzugserscheinungen
Der Wirkstoff Clomethiazol
wirkt - wie die Benzodiazepine
- beruhigend, angstlösend und schlaffördernd. Darüber
hinaus lindert er Krämpfe. Das Medikament wird in der akuten Phase
der Entgiftung (bei schweren Erregungszuständen) und zur Behandlung
des Delirium
tremens eingesetzt. Da Distraneurin® sehr schnell abhängig
macht, sollte es NUR unter stationärer Aufsicht und nicht länger
als 2 Wochen in sinkender Dosierung eingesetzt werden. Eine Selbstmedikation
'zu Hause' kann lebensgefährlich sein.
Bei oraler Einnahme sind Übelkeit, Erbrechen, Niesreiz,
allergische Reaktionen sowie schwacher Blutdruckabfall nicht selten.
Die intravenöse Gabe sollte nur unter intensivmedizinischer Überwachung
erfolgen, da es zu massivem Blutdruckabfall, Atemdepression bis hin
zur Apnoe und starker Speichel- und Bronchialsekretion kommen kann.
Von der gleichzeitigen Einnahme von Schmerzmitteln, Schlafmitteln und
anderen auf das Gehirn wirkenden Substanzen wird dringend abgeraten.
Die Wirkung bestimmter Herz-Kreislauf-Medikamente wird herabgesetzt.
Bei der Einnahme von Distraneurin® mit Alkohol besteht Lebensgefahr!
Bei bestehender Ateminsuffizienz und obstruktiven Atemwegserkrankungen
sowie bei schweren Leber- oder Nierenschäden ist Clomethiazol kontraindiziert.
Externer Artikel zum Thema »
+++ Haldol® - dämpft Entzugserscheinungen und Delirien
Wenn bereits eine Distraneurin®-Abhängigkeit besteht, kommt
häufig das Neuroleptikum und Butyrophenonderivat
Haloperidol
(z.B. in Haldol®) zum Einsatz. Es ist ein wirkungsvolles Antipsychotikum
und wird - wie auch Distraneurin® - zur Linderung von Entzugserscheinungen
und bei Delirien verwendet. Es bekämpft die vom Alkoholmissbrauch
hervorgerufenen Psychosen und den Brechreiz.
Haloperidol hat starke Nebenwirkungen wie Benommenheit, Krämpfe,
Zittern, Unruhe, Müdigkeit, Hypotonie sowie Bewegungsstörungen
und kann zur Schädigung der Leber und des Blutes führen. Als
Alternative kommt das Beruhigungsmittel
Promethazin
(ATOSIL®) zum Einsatz, aber auch hier gibt es Nebenwirkungen.
+++ Catapresan®, Paracefan® und Haemiton®
Der Wirkstoff Clonidin
ist ein weiteres Mittel zur Dämpfung von Entzugserscheinungen.
+++ Tegretal® oder Timonil® - helfen bei Krampfanfällen
Das Antiepileptikum
Carbamazepin
kommt bei Krampfanfällen während der Alkoholentgiftung zum
Einsatz. Da es die Erregungsleitung in den Nervenzellen hemmt, ist es
nicht nur in akuten Phasen, sondern auch zur Vorbeugung von Krampfanfällen
einsetzbar. Die Nebenwirkungen des Medikaments sind unter anderem: Müdigkeit,
Sehstörungen, Brechreiz, Schwindel, Hautausschlag, Stimmungsschwankungen
sowie eine Verminderung der weißen Blutkörperchen.
Vorsicht: Die Wirkung der Antibabypille wird durch Carbamazepin aufgehoben,
und bei Schwangerschaften kann eine Fehlbildung des Embryos nicht ausgeschlossen werden!
Externer Artikel zum Thema »
+++ Tiapridex® - wirksam in der akuten Phase des Entzugs
Die Wirksamkeit von
Tiaprid
in Kombination mit Carbamazepin in der Entzugsbehandlung ist durch Studien
belegt. Tiaprid macht nicht abhängig, ist gut verträglich
und kann auch eingesetzt werden, wenn noch ein geringer Anteil von Alkohol
im Blut vorhanden ist.
Link zu externem Artikel »
Tiaprid zählt zu den nervendämpfenden Wirkstoffen (Neuroleptika)
aus der Gruppe der Benzamide. Der Dopamin-Rezeptorantagonist hemmt in
bestimmten Hirnregionen die Freisetzung und Wirkung von
Dopamin.
Dadurch können Entzugssymptome wie Bewegungsstörungen (z.B.
Tics und Dyskinesien), Aufregung, Zittern, Blutdruckanstieg, hohe Pulsfrequenz
und Schwitzen gelindert werden.
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Medikamentenabhängigkeit
Viele Medikamente haben im Zusammenhang mit Alkohol und bei bestehenden
alkoholbezogenen Vorerkrankungen schädliche Wirkungen auf den Organismus.
Alkoholkranke sollten Arzneimittel deshalb nur nach Absprache mit dem
Arzt bzw. nach Möglichkeit gar nicht einnehmen. In jedem Fall sollte
der behandelnde Arzt über die Alkoholabhängigkeit aufgeklärt
werden (auch und vor allem bei unerwarteten stationären Einweisungen,
Unfällen etc!)
Vor allem Beruhigungs-, Schlaf- und Schmerzmittel führen schnell
in die nächste Abhängigkeit. Der Einsatz von Medikamenten
mit Suchtpotential sollte nur im Notfall in Erwägung gezogen und
dann auf ein Minimum beschränkt werden.
BITTE ACHTEN SIE SELBST DARAUF, WAS IHNEN IHR ARZT VERSCHREIBT! Bleiben
Sie kritisch - die Sucht auf Rezept ist vermeidbar.
Nicht selten steigen alkoholkranke Menschen während der Abstinenz
auf Medikamente um, weil sie daran gewöhnt sind, dass ihnen Rauschmittel
über unangenehme Zustände aller Art hinweghelfen. So kommt
es zur Suchtverlagerung und zu Mehrfachabhängigkeiten, die noch
viel schwerer zu therapieren sind als der Alkoholismus selbst.
Der Entzug von Medikamenten ist schwerer und langwieriger als der Alkoholentzug.
Er sollte auf jeden Fall unter ärztlicher Aufsicht erfolgen. Die
Absatzerscheinungen (Ängste, Unruhe, Depressionen, Schlaflosigkeit
etc.) können noch lange nach der Entgiftung anhalten. Sie
sind leider auch nicht immer klar von den Beschwerden zu unterscheiden,
die zur Medikamenteneinnahme geführt haben. Da die Entzugserscheinungen
nicht wiederum mit Medikamenten behandelt werden können, werden
die Wirkstoffe häufig 'ausgeschlichen', das heißt, das Medikament
wird langsam immer geringer dosiert.
Welche Medikamente haben Suchtpotential?
* Schlaf- und Beruhigungsmittel
(z.B.
Tranquilizer,
Benzodiazepine,
Barbiturate,
Betablocker,
einige Antidepressiva, bestimmte Antiallergika; z.B. Distraneurin®,
Valium®, Tavor®...)
* Schmerztabletten
(Analgetika),
Opiate
* Aufputsch- und Anregungsmittel, Appetitzügler
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